Joseph Haydn - Hob XXI 2 Die Schöpfung Erster Teil.
DIE VORSTELLUNG DES CHAOS
REZITATIV UND CHOR
Raphael
Im Anfange schuf Gott Himmel und Erde,
und die Erde war ohne Form und leer;
und Finsternis war auf der Fläche der Tiefe.
Chor
Und der Geist Gottes schwebte auf der Fläche der Wasser,
und Gott sprach: «Es werde Licht!» und es ward Licht.
Uriel
Und Gott sah das Licht, dass es gut war,
und Gott schied das Licht von der Finsternis.
ARIE UND CHOR
Uriel
Nun schwanden vor dem heiligen Strahle
des schwarzen Dunkels gräuliche Schatten,
der erste Tag entstand.
Verwirrung weicht,
und Ordnung keimt empor.
Erstarrt entflieht, der Höllengeister Schar
in des Abgrunds Tiefen
hinab zur ewigen Nacht.
Chor
Verzweiflung, Wut und Schrecken
begleiten ihren Sturz.
Und eine neue Welt
entspringt, auf Gottes Wort.
REZITATIV
Raphael:
Und Gott machte das Firmament,
und teilte die Wasser,
die unter dem Firmament waren,
von den Gewässern,
die über dem Firmament waren;
und es ward so.
Da tobten brausend heftige Stürme;
wie Spreu vor dem Winde,
so flogen die Wolken.
Die Luft durchschnitten feurige Blitze,
und schrecklich rollten die Donner umher.
Der Flut entstieg auf sein Geheiß
der allerquikkende Regen,
der allverheerende Schauer,
der leichte, flokkige Schnee.
SOLO MIT CHOR
Gabriel:
Mit Staunen sieht das Wunderwerk
der Himmeisbürger frohe Schar,
und laut ertönt aus ihren
Kehren des Schöpfers Lob,
das Lob des zweiten Tags.
REZITATIV
Raphael:
Und Gott sprach:
Es sammle sich das Wasser
unter dem Himmel zusammen an einem Platz,
und es erscheine das trockne Land;
und es ward so.
Und Gott nannte das trockne Land:
Erde, und die Sammlung der Wasser nannte er Meer;
und Gott sah, dass es gut war.
ARIE
Raphael
Rollend in schäumenden Wellen
bewegt sich ungestüm das Meer.
Hügel und Felsen erscheinen,
der Berge Gipfel steig empor.
Die Fläche, weit gedehnt,
durchläuft der breite Strom in mancher Krümme.
Leise rauschen gleitet
fort im stillen Tal der helle Bach.
REZITATIV
Gabriel:
Und Gott sprach:
Es bringe die Erde Gras hervor,
Kräuter, die Samen geben, und Obstbäume,
die Früchte bringen ihrer Art gemäß,
die ihren Samen in sich selbst haben auf der Erde;
und es ward so.
ARIE
Gabriel:
Nun beut die Flur das frische Grün dem Auge zur Ergötzung dar,
den anmutsvollen Blick erhöht der Blumen sanfter Schmuck.
Hier duften Kräuter Balsam aus, hier sprosst den Wunden Heil.
Die Zweige krümmt der golden Früchte Last,
hier wölbt der Ftain zum kühlen Schirme sich;
den steilen Berg bekrönt ein dichter Wald.
REZITATIV
Uriel:
Und die himmlischen Heerscharen
verkündigten den dritten Tag,
Gott preisend und sprechend:
Chor:
Stimmt an die Saiten, ergreift die Leier!
Lasst euren Lobgesang erschallen!
Frohlokket dem Herrn, dem mächtigen Gott!
Denn er hat Himmel und Erde
bekleidet in herrlicher Pracht.
REZITATIV
Uriel:
Und Gott sprach:
Es sei'n Lichter an der Feste des Himmels,
um den Tag von der Nacht zu scheiden
und Licht auf der Erde zu geben,
und es sei'n diese für Zeichen und fùr Zeiten,
und für Tage, und für Jahre.
Er machte die Sterne gleichfalls.
REZITATIV
URIEL
In vollem Glanze steiget
jetzt die Sonne strahlend auf;
ein wonnevoller Bräutigam,
ein Riese Stolz und froh,
zu rennen seine Bahn.
Mit leisem Gang und sanftem Schimmer schleicht
der Mond die stille Nacht hindurch.
Den ausgedehnten Himmelsraum
ziert ohne Zahl der hellen Sterne Gold;
und die Söhne Gottes verkündigten
den vierten Tag mit himmlischem Gesang,
seine Macht ausrufend also:
TERZETT UND CHOR
Chor
Die Himmel erzählen die Ehre gottes,
und seiner Hände Werk zeigt an das Firmament.
Gabriel, Uriel, Raphael
Dem kommenden Tage sagt es der Tag;
die Nacht, die verschwand, der folgenden Nacht.
Chor
Die Himmel erzàhlen die Ehre Gottes,
und seiner Hànde Werk zeigt an das Firmament.
Gabriel, Uriel, Raphael
In alle Welt ergeht das Wort,
jedem Ohre klingend, keiner Zunge fremd.
Chor
Die Himmel erzählen die Ehre Gottes,
und seiner Hànde Werk zeigt an das Firmament.
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