Joseph Haydn - Der schlaue und dienstfertige Pudel in B flat major
Die ganze Welt will glücklich sein,
Und Not mag niemand rühren;
Doch mancher fanget Tauben ein,
Die seine selbst entführen.
Die Lust währt einen Augenblick;
so foppt oft manchen Tor das Glück.
Zween Freunde, Sebald und Petrill,
Von einem guten Stande,
Aus Coburg, wie man melden will,
Im edlen Frankenlande,
Verreisten einst zur Wonne nur
Selbander durch Gehölz und Flur.
Sie merkten dies und jenes an
Beim Anblick jedes Steges;
Gespräche sind dem Wandersmann
Verkürzung seines Weges.
Petrill hat einen Pudel mit,
Den lobt er fast auf jeden Tritt.
Sie red'ten von Geschicklichkeit,
Die mancher Hund besäße,
Wert, daß er seine Lebenszeit
Konfekt und Mandeln fräße.
Gesagt mit Eifer und Gewicht,
Wie unsre Welt von Possen spricht.
Petrill sprach: Suchtest du das auch
In meines Hunds Vermögen?
Ich will hier unter diesen Strauch
Den harten Taler legen.
Er wies das Geld hin, stolz von Mut,
Fast wie ein Taschenspieler tut.
Laß eine Meile weit von hier
Uns unsre Füße tragen,
Ich will alsdenn zu meinem Tier
,,Hund, such Verloren!" sagen;
Er läuft die Meile weit zurück
Und bringt das hingelegte Stück.
Was wettst du? Einen Carolin?
Du lachst? Gilt eine Wette?
Mir ist's soviel, als wenn ich ihn
Bereits gewonnen hätte.
Und ich parier hingegen Nein,
Versetzte Sebald, topp schlag ein!
Sie gingen, und indessen kam
So mutig wie ein Hirschchen
Des Weges, ohne Sorg und Gram,
Ein rüstig Handwerkspürschchen,
Das jüngst erst in die Fremde ging
Und manche gute Lehr empfing.
Der lagert sich an diesem Strauch,
Spielt müßig an dem Grase,
Denkt an sein Mädchen zart und auch
An seine liebe Base,
Die ihm mit milder Hand gebot:
Da, Vetter, leid ja keine Not!
Und, ei, jetzt sah er ohngefähr
Das runde Silber blinken;
So lustig griff er zu: Komm her,
Du bist gut zu vertrinken.
Doch wer hat dich zu mir gesandt?
Fortuna leb und mein Verstand!
Bald aber wird ihm auf dem Platz
Vor einem Anspruch bange,
Er steckt das Geld zum andern Schatz
Und fördert sich im Gange.
Nach Stunden Weile kam der Hund
Und suchte nach, weg war der Fund.
Was tat der Hund? Er kam und sah,
Doch nichts mehr als ein Blinder;
Ein Mensch stünd ohne Rat nun da,
Der Hund verfolgt den Finder.
Allein zu schlau, zu ungestüm
Gesellt er freundlich sich zu ihm.
Geld und auch einen schönen Hund?
Das Glück muß für mich wachen,
So sprach und fing aus Herzensgrund
Der Jüngling an zu lachen.
Du Pudel bist zwar nicht für mich,
Allein verkaufen kann ich dich.
Bis in der Herberg, ist das Tier
Geschäftig, mitzugehen;
Doch, ach, die Sprache der Begier
Will niemand recht verstehen.
So folgt er in das Schlafgemach
Zuletzt auch noch dem Purschen nach.
Das Geld umdecken auf der Bank
Die Hosen vor dem Bette.
Ihm wird die Weile schrecklich lang,
Der längst gern Urlaub hätte;
Er wacht besorgt, der Tag bricht an,
Die Kammertür wird aufgetan.
Die Jungfer Schwester ruft he! he!
Zum Aufstehn. Doch der schnarchet
Noch fest in müdem Gliederweh,
Daß man's ihm nicht verarget.
Nun nahm der Hund die Hosen gar,
Als um ihn her kein Zeuge war.
Die beiden Freund inzwischen nahm
Sein Außenbleiben Wunder;
Am sahn sie ihn, er kam
Und trug den ganzen Plunder,
Die Hosen derb als einen Knaul
Gekugelt und gepackt, im Maul
Was Teufel! denkt der Wandersheld,
Hält mich ein Traum gebunden?
Bin ich verzaubert? Hosen, Geld,
Und Pudel sind verschwunden?
Er steht in Naturalibus;
Es ist kein Spaß, solch ein Verdruß.
Ein Alter spricht: Mein, wißt ihr auch,
Daß Hunde stehlen können?
Ich rat euch, dem verwünschten Gauch
Von Stund an nachzurennen;
Nur in den Toren inquiriert,
Wo so ein Pudel durchpassiert!
Die Macht des plaudernden Gerüchts
Hilft jeden Teil entdecken.
So werden Händel oft aus nichts
Und aus den Freuden Schrecken.
Dies kann zugleich die Welt erbaun,
Dem größten Glücke nicht zu traun
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